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Sascha Albrink21.08.2023 08:00:00

Gendern & SEO: inklusive Sprache ohne Ranking-Verluste

Gendern – Ja oder nein? Zu dieser Frage gibt es im SEO-Kontext keine eindeutige Antwort. Genderneutrale Sprache wird ein immer größeres Thema in der Gesellschaft. Viele Menschen fühlen sich durch den Einsatz des generischen Maskulinums nicht abgeholt und wünschen sich mehr sprachliche Inklusion. Besonders bei Dienstleistungen, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, finden Sie immer häufiger Gendersternchen und Doppelpunkte. Für Jobausschreibung ist gendergerechte Sprache sogar gesetzlich vorgesehen. Geschlechtsneutraler SEO-Content stellt Sie jedoch vor eine Herausforderung. Wir erklären Ihnen, wie Gendern und SEO zusammenhängt und wie Sie SEO-orientiert Gendern.

Wie wird eigentlich „richtig“ gegendert?

Bisher gibt es keine festen Regeln dazu, wie „korrekt“ gegendert wird.

Deswegen finden Sie online die unterschiedlichsten Umsetzungen. In manchen Fällen wirkt Gendern relativ einfach. Z.B. bei Stellenausschreibungen fügen viele Unternehmen mit einem Binnen-I, Gendersternchen, Doppelpunkt o.Ä. die feminine Endung hinzu. Noch häufiger wird mit (m/w/d) eine Inklusion aller Geschlechter abgebildet.

In Bezug auf SEO-Keywords wird es jedoch etwas komplexer.

Diesen Einfluss hat Gendern auf SEO

Ein gutes Google Ranking wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Die richtigen SEO-Keywords zu finden, ist einer davon. Besonders im Title-Tag und der Meta-Description ist der Einsatz Ihres Fokus Keywords wichtig. Gendern Sie dort, stellt sich bereits die erste Hürde ein. Die Suchmaschinen beachten keine Groß- und Kleinschreibung. Google liest das Binnen-I also rein als Femininum und spielt die Suchergebnisse zur weiblich gegenderten Form aus. Auch verwendete Satzzeichen werden nicht immer zur Abtrennung erkannt. Ein Blick in die Google Search Console zeigt, dass es zwischen Keywords im generischen Maskulinum und Femininum deutliche Unterschiede gibt.

  1. Suchvolumen
  2. Anzahl der indexierten Seite
  3. Search-Intent und Suchergebnisse

1. Höheres Suchvolumen bei generischem Maskulinsuchvolumen-gendern-seoVergleich es Suchvolumens im Google Keyword Planer in männlicher und weiblicher Wortform

Das Beispiel zeigt sehr deutlich: Das Keyword „Arzt“ hat mit einem Durchschnitt von 368.000 ein deutlich höheres Suchvolumen als das weibliche Keyword „Ärztin“. Laut dem Google Keyword Planner suchen in Schnitt lediglich 8.100 Menschen im Monat nach diesem Keyword.

2. Weniger indexierte Seiten bei der weiblichen Form

Im Beispiel vergleichen wir wieder die Eingabe von „Arzt“ und „Ärztin“. Die Suchergebnisse zeigen rund 5x mehr indexierte Seiten. Zu dem Suchbegriff Arzt werden 350 Millionen Seiten gefunden und zum Suchbegriff Ärztin "nur" 72 Millionen.

3. Unterschiedlicher Search-Intent

Die Recherche zeigt, die Suchergebnisse beider Keywords sind inhaltlich ebenfalls unterschiedlich. Beim generischen Maskulinum „Arzt“ werden Ihnen unter einer Kurzdefinition Ärzte im Umkreis vorgeschlagen. Bei der weiblichen Form finden Sie als Erstes einen Wörterbucheintrag.

Auch die von Google vorgeschlagenen Suchfilter lassen auf unterschiedliche Search-Intents schließen.Vergleich Search Intent Männlich zu Weiblich

Vergleich der vorgeschlagenen Suchfilter für Arzt und Ärztin zur Orientierung, was die Search-Intents sind.

Dieser Unterschied wird bei den Suchbegriffen „Handwerker“ und „Handwerkerin“ noch deutlicher.

Suchergebnisse-handwerker

Suchergebnisse für den Suchbegriff Handwerker.

Gehen wir davon aus, dass Nutzer ein Handwerksbetrieb suchen, stimmen die organischen Suchergebnisse des Fokus Keywords „Handwerker“ mit der Suchintention überein. Als Erstes werden Handwerksbetriebe im Umkreis ausgespielt.

Suchergebnisse HandwerkerinSuchergebnisse für den Suchbegriff Handwerkerin

Bleiben wir bei derselben Annahme, dass Nutzer nach einem Handwerksbetrieb suchen, passt das erste organische Suchergebnis nicht zur Suchintention. Google spielt lediglich Bilder von Frauen im Handwerk aus. Auch weitere Suchergebnisse auf der ersten Seite verweisen nicht auf lokale Handwerksbetriebe.

Weitere Herausforderung: Content SEO-gerecht gendern

Auch innerhalb Ihrer Inhalte spielen die Keywords eine Rolle. Der Google-Crawler registriert Keywords, welche Sie auf Ihrer Website verwenden. Genau wie bei den Meta-Daten wird die Abtrennung durch Satzzeichen und Binnen-I nicht unbedingt erkannt und lediglich als reines Femininum gewertet. Das nimmt ebenfalls Einfluss auf Ihr Ranking oder spielt Ihren Content nicht zum gewünschten Search-Intent aus.

Neben dem Keyword-Einsatz wird auch die Content-Gestaltung zur Herausforderung. Da es (noch) keine grammatikalischen Reglungen zum Gendern gibt, existiert auch keine „richtige“ Anwendung. Dennoch sollten Sie nicht einfach „drauflos“ gendern. Im schlimmsten Fall benutzen Sie eine Variante, die den Lesefluss zu sehr stört und die Absprungrate (Bounce Rate) in die Höhe steigt.

Unsere Best Practice zum Gendern im SEO

Im SEO zu gendern, ist gar nicht so einfach. Das heißt jedoch nicht, dass sie gänzlich darauf verzichten müssen. Als SEO-Agentur und Content-Marketing-Specialists setzen wir uns bereits seit längerem mit dem Thema Gendern und SEO auseinander und haben einige Erfahrungen gesammelt. Diese Tipps möchten wir Ihnen nicht vorenthalten!

Gendern in den Meta-Daten

Generisches Maskulinum für Alt-Tags und URLs

Das Suchvolumen der Keywords im generischen Maskulinum ist wesentlich höher. Auch der Search-Intent stimmt bei dem generischen Maskulinum mehr überein als bei der gegenderten Form. Alt-Tags und die URL-Struktur beeinflussen Ihr SEO-Ranking stark, für die Leserschaft sind sie jedoch nicht so präsent wie der Fließtext. Aus SEO-Sicht sollten Sie also hier (noch) aufs Gendern verzichten, damit Sie Ihr Ranking zum hohen Suchvolumen und dem gewünschten Search-Intent erhöhen.

Gendern im Title-Tag und der Meta-Description

Der Title-Tag und die Meta-Description ist das, was (bestenfalls) in der Suchmaschine ausgespielt wird. Wie Sie das Fokus Keyword hier einsetzen, beeinflusst ebenfalls Ihr Ranking. Zudem macht sich auch hier der Unterschied der Suchintentionen bemerkbar. Ihnen steht nur eine begrenzte Anzahl an Pixel für den Title-Tag und die Meta-Description zur Verfügung. Wenn Sie dennoch die gegenderte Form mit weiblicher Endung verwenden möchten, überprüfen Sie die Suchergebnisse. Schauen Sie, wie Ihre Konkurrenz es handhabt und analysieren Sie, ob eine gegenderte Form Ihres Fokus Keywords eine andere Suchintention aufweist.

Eine weitere Möglichkeit ist es, neutrale Begriffe zu verwenden, welche die Dienstleistung selbst abbilden und nicht auf das Geschlecht bezogen sind. Schreiben Sie z.B. „Handwerk“ statt „Handwerker:in“. Auch hier sollten Sie allerdings zunächst die Suchergebnisse analysieren, ob Sie damit die richtige Suchintention treffen.

Gendern im Content

Bleiben Sie einheitlich

Es gibt keine offiziellen Vorgaben, wie Sie Gendern sollten. Die gängigsten Varianten sind:

Genderstern (Bäcker*in)
Doppelpunkt (Bäcker:in)
Unterstrich (Bäcker_in)
Binnen-I (BäckerIn)
Schrägstrich (Bäcker/in)

Für welche Variante Sie sich letztendlich entscheiden, ist Ihnen überlassen. Aber bleiben Sie einheitlich. Sind mehrere Mitarbeiter:innen für den Content Ihrer Website verantwortlich, stellen Sie sicher, dass Sie die Genderreglung Ihres Unternehmens kommunizieren. Überprüfen Sie, ob Sie in Ihrem bestehenden Content konsequent gegendert haben.

Wir bevorzugen in unserem Content den Doppelpunkt. Das ist jedoch eine Präferenz, keine Regel. 😊

Erhalten Sie den Wortstamm

Wenn Sie mit Satzzeichen gendern möchten, achten Sie darauf, dass der Wortstamm erhalten bleibt. Ein Beispiel dafür:

Mitarbeiter:innen ✔️
Kund:innen ❌

Mitarbeiter ist im generischen Maskulinum ein eigenständiges Wort und kann als solches von der Suchmaschine erkannt werden. Behalten Sie jedoch im Hinterkopf, dass die Abtrennung durch die Satzzeichen nicht immer optimal erkannt wird.

Kund steckt zwar in dem Wort „Kunde“, ergibt einzeln betrachtet jedoch wenig Sinn. Die Suchmaschinen werden dieses Keyword dementsprechend auch nicht richtig erkennen und es entweder ignorieren oder falsch bewerten.

Schreiben Sie männliche und weibliche Formen aus

Manche Wörter können nicht gegendert werden, ohne dass der Wortstamm dabei verändert wird. Um dies zu umgehen, schreiben Sie beide Begriffe aus.

Ärztin und Arzt
Kundin und Kunde

Mit dieser Methode gehen Sie der Wortstamm-Problematik aus dem Weg und bedienen beide Keywords.
Beide Formen anzuwenden, ist allerdings nicht immer die optimale Lösung. In manchen Fällen entstehen dadurch sehr lange Sätze, die ebenfalls den Lesefluss stören.

Nutzen Sie neutrale Begriffe

Greifen Sie auch in Ihrem Content auf geschlechtsneutrale Formen wie z.B. „Kundschaft“ oder „Handwerk“ zurück. Damit stellen Sie das Thema in den Vordergrund und nicht das Geschlecht.

Auch neutrale Wörter wie „Mitarbeitende“ werden immer beliebter, um eine sprachliche Inklusion aller Geschlechter zu gewährleisten.

Gendern und SEO: Bleiben Sie flexibel

Beim Thema Gendern gibt es aufgrund fehlender Reglungen bisher kein einheitliches Erfolgsrezept. Aus SEO-Sicht ist es hilfreich, hin und wieder das generische Maskulinum oder eine neutrale Form mit in Ihren Content zu integrieren. Damit erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, zu den Keywords mit dem richtigen Search-Intent zu ranken.

Der sprachliche Umschwung nimmt grade erst seinen Lauf und auch die Suchmaschinen wie Google beobachten die Entwicklung. Halten Sie sich also stets aktuell, wie Gendern in Zukunft von Google und Co. bewertet wird.

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