Wer seine Zielkunden kennt, hat im B2B gute Wachstumschancen. Doch nicht jedes Geschäft unterstützt deinen Erfolg gleichermaßen. Unternehmen, die besonders wertvolle potenzielle Kunden sind, zeigen häufig ähnliche Merkmale. Diese bilden dein Ideal Customer Profile (ICP). Deine Superkunden, auf die es sich besonders lohnt, deine Marketing und Sales Maßnahmen zu fokussieren. In diesem Artikel erfährst du, was ein ideales Kundenprofil ausmacht, was sie von Zielgruppen und Buyer Personas unterscheidet und wie du sie für dein Unternehmen erstellst.
Wer diesen Artikel lesen sollte…
- Alle, die wertvolle Zielkunden identifizieren wollen
- Marketing-Manager:innen, die ihre Maßnahmen genauer fokussieren möchten
- Sales-Manager:innen, die ein höheres Dealvolumen anstreben
Was ist ein Ideal Customer Profile?
Im Marketing steht die Abkürzung ICP für das Ideal Customer Profile.
Ein ICP beschreibt ein fiktives Unternehmen, das den größten Wert für dein Unternehmenswachstum ausmacht. Die Eigenschaften deines ICP weiten basieren auf Daten der Unternehmen, die den größten Bedarf an deiner Lösung zeigen und dadurch hohes Potenzial für einen Kaufabschluss bieten.
Die idealtypischen Merkmale eines Ideal Customer Profile umfassen Informationen wie Branche, Unternehmensgröße und durchschnittliche Jahresumsätze. Auch Firmographics oder Firmografie genannt. Die ausführliche Auflistung aller idealtypischen Merkmale findest du unter Schlüsselfaktoren.
Ein ICP zu identifizieren und zu definieren, ist von hoher Bedeutung im B2B Marketing. Es dient zur optimalen Vorbereitungen, mit dem du gezieltes Marketing und Sales auf ein gemeinsames Ziel ausrichtest. Mit dieser verbesserten Effizienz erreichst du deine B2B-Superkunden und zielst auf bessere Kundenbeziehungen.
Unterschied ICP und Zielgruppe
Im B2B-Marketing begegnest du den Begriffen ideales Kundenprofil und Zielgruppe. Teilweise werden sie synonym genutzt.
Beide umfassen Unternehmen, die du mit deinem Content in der Customer-Journey begleiten möchtest.
Der entscheidende Unterschied:
- Eine Zielgruppe besteht aus Personen und Unternehmen, an denen du verkaufen möchtest.
- Ein Ideale Customer Profile umfasst die bestmöglichen Kunden – Unternehmen, bei denen du mit effizientem Ressourceneinsatz mit höheren Gewinnchancen rechnen kannst.
Das ideale Kundenprofil ist also das Resultat, wenn du deine Zielgruppe scharf anhand spezifischer Kriterien filterst.
Unterschied ICP und Buyer Persona
Auch die Begriffe Buyer Persona und ideales Kundenprofil werde oft in einem Atemzug genannt, um zu beschreiben, auf wen du deinen Marketing-Content ausrichtest.
Der Hauptunterschied ist, dass dein ICP den idealen Kunden auf Unternehmensebene für dich beschreibt. Die Buyer Persona hingegen bildet eine fiktive Person, mit Demografie, Psychografie, Bedürfnissen, Anforderungen und Bedenken.
Kurz gesagt: Die Buyer Persona gehört zu den Ansprechpersonen innerhalb deines ICPs.
Diese 7 Vorteile bringt dir ein Ideal Customer Profile
Im Marketing ist eine gute Vorbereitung die halbe Durchführung. Deine Superkunden zu identifizieren und zu definieren, schärft den Fokus im Marketing und bringt dir außerdem viele Vorteile:
- Du verbesserst deine Lead-Qualität und vermeidest Streuverluste, da du dich auf eine kleine, gefilterte Gruppe fokussierst.
- Kennst du die ICP-Merkmale, kannst du qualitative Leads leichter erkennen und brauchst daher weniger Ressourcen für dein Leadmanagement.
- Du verkürzt den Sales-Cycle und erhöhst deine Dealchancen, da deine Lösung für deinen ICP besonders relevant ist.
- Du kommunizierst ein einheitliches Ziel in allen Abteilungen, was die Zusammenarbeit zwischen Marketing, Sales und Service unterstützt.
- Sobald du deinen Idealkunden richtig kennst, geht die Kundenansprache im Marketing viel leichter von der Hand.
- Du stärkst die Kundenbindung und -zufriedenheit, da deine Produkte für ICP-Kunden besonders relevant sind.
- Du vermeidest Streuverluste im Marketing, da du genau weißt, wen du mit deinem Content und Kampagne ansprichst und welchen Kanal du dazu am besten nutzt.
Schlüsselfaktoren eines ICPs im B2B-Marketing
Ein ICP besteht aus der Firmografie, eine Liste an Merkmalen, die ein Unternehmen beschreibt. Je umfangreicher diese Liste ist, desto enger fokussierst du dich auf einzelne Unternehmen, von denen du am meisten profitierst.
Welche Merkmale speziell für deinen ICP wichtig sind, erkennst du während der Analyse deiner bisher wertvollsten Kunden. Die Merkmale, die sich deutlich überschneiden, sind deine Schlüsselfaktoren.
Firmographics lassen sich in klassische Faktoren und Business Faktoren unterteilen, dazu ergänzen kritische Events die Umstände, in denen sich dein ICP befindet.
Klassische Faktoren
Diese Merkmale bilden die strukturelle Grundlage eines Ideal Customer Profile:
- Branche: In welchen Industrien bringt deine Lösung echten Mehrwert?
- Region / Marktgebiet: Wo ist dein Zielkunde aktiv – lokal, national, international?
- Unternehmensgröße: Zahl der Mitarbeitenden, Umsatz oder Standortanzahl.
- Wachstumsphase: Start-up, etabliertes KMU oder Konzern?
- Dokumentationsgrad: Werden interne Prozesse sichtbar, z. B. über Website, Stellenausschreibungen oder Tools? (oft unterschätzt!)
- Rechtsform: GmbHs, AGs oder andere Unternehmensformen.
- Organisationsstruktur: Linienorganisation, Matrix oder Netzwerk? Das beeinflusst Entscheidungsprozesse und Freigaben.
Wichtig! Die Organisations- und Unternehmensstruktur liefert dir Hinweise darauf, wie der Einkäuferverhalten und Kaufprozess deines idealen Kunden potenziell verlaufen. Daraus leitest du ab, wie Projekte freigegeben werden, und wie das Buying Center in der Regel im Unternehmen aufgebaut ist.
Business Faktoren
Hier geht es tiefer ins operative Geschäft deiner Idealkunden:
- Zielgruppen & Kundensegmente: Wer sind die Kunden deines Kunden?
- Aktive Märkte: In welchen Branchen oder Ländern ist dein ICP unterwegs?
- Zertifizierungen & Standards: Gibt es Anforderungen (z. B. ISO, DIN, ESG), die erfüllt sein müssen – und bei denen deine Lösung unterstützt?
- Regulatorische Rahmenbedingungen: Welche Gesetze und Vorschriften wirken auf das Unternehmen ein?
- Kooperationen: Mit welchen Unternehmen arbeitet dein ICP noch zusammen?
- Technologieeinsatz: Ist ein CRM im Einsatz? Welche Technologien sind sonst noch relevant, z.B. für die Produktion?
- Wettbewerb: Wie stark ist die Konkurrenz innerhalb des Marktes, indem sich dein ICP bewegt?
- Unternehmenskultur: Worauf legt dein ICP besonderen Wert? (z.B. Nachhaltigkeit, Fair Trade) gibt’s absolute No-Go’s?
Diese Faktoren zeigen dir, wann die Kaufbereitschaft deines ICPs besonders hoch ist – und was ihn unter Druck setzt, Veränderungen anzustoßen.
Kritische Events deines ICP
Kritisch Events beschreibt, was deinem Idealkunden im Business begegnet und eine potenzielle Herausforderung darstellt. Mit der Übersicht über kritische Events stärkst du dein Verständnis darüber, was deine idealen Kunden besonders brauchen könnten.
Beispiele:
- Neue gesetzliche Regelungen oder EU-Verordnungen
- Fusionen, Übernahmen oder neue Investoren
- Technologie-Updates oder Tool-Ankündigungen
- Expansion, neue Standorte, Restrukturierungen
- Managementwechsel oder Leadership-Veränderungen
- Pressemitteilungen über Krisen oder Insolvenzen
Wenn du unsicher bist, welche Events für deine Zielkunden kritisch sind: Frag sie. Kundeninterviews sind Gold wert, um Muster zu erkennen und dein ICP wirklich greifbar zu machen.
5 Schritte zu deinem Idealen Kundenprofil (Mit Vorlage)
Ein umfangreiches Ideal Customer Profile besteht aus vielen Daten. Je spitzer du deinen ICP definierst, desto fokussierter sind deine Marketing-Kampagnen.
In 5 Schritten erstellst du einen übersichtlichen und detaillierten ICP.
- Lege deine Ziele fest
- Identifiziere bestehende Superkunden
- Erstelle eine Hypothese zu relevanten ICP-Kriterien
- Halte die Ergebnisse deines ICP für alle im Unternehmen fest
- Bleib dran
Schritt 1: Lege deine Ziele fest
Ob du gerade erst loslegst oder deinen Markt schon gut kennst: Der erste Schritt ist immer die klare Entscheidung, wohin du willst.
Konzept-ICP: Wenn du noch keine Kunden hast, greife auf Benchmarks und Informationen aus der Branche zurück. Nutze Insights aus Gesprächen mit Interessenten und entwickle daraus eine Hypothese. Die erste Basis besteht zwar aus Einschätzungen, doch mit den ersten Kunden hast du die Möglichkeit, deinen ICP zu validieren.
Analyse-ICP: Du hast schon Kunden? Dann identifiziere deine besten nach Umsatzpotenzial, Deckungsbeitrag, Potenzial für Retention und die Zusammenarbeit. Im B2B sind langfristige Beziehungen relevanter als schnelle Neuakquise, schaue daher nicht allein auf den bisherigen Umsatz.
Relaunch-ICP: Dein Markt hat sich verändert? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Reprofiling. Gehe wie beim Analyse-ICP vor, passe die Schlüsselfaktoren auf deine Neupositionierung an und lösche Ideal Customer Profiles, die nicht mehr zu dir passen.
Wie viele Ideal Customer Profiles ideal sind, hängt von deiner Branche, Unternehmensgröße und davon ab, wie dein Stand am Markt ist.
Bei Start-ups ist der Start mit einem Ideal Customer Profile zu empfehlen. Bei etablierten Unternehmen mit mehreren Produktkategorien können sich mehrere Ideal Customer Profiles lohnen. Aber: Je mehr ICPs du hast, desto mehr personalisierte Kampagnen brauchst du.
Schritt 2: Erstelle eine Hypothese zu relevanten ICP Kriterien
Unter den klassischen Faktoren, Business Faktoren und kritischen Events gibt es Schlüsselfaktoren, die besonders relevant für deinen ICP sind.
Stelle eine erste Hypothese auf, welche dieser Faktoren besonders wichtig sind und halte sie fest.
Stellst du während deiner Analyse fest, dass sich weitere Kriterien stark überschneiden, erweitere deinen ICP mit diesen Faktoren.
Ebenso umgekehrt: Zeigen sich Faktoren aus deiner Hypothese weniger aussagekräftig, streiche diese aus deinem ICP raus.
Schritt 3: Analysiere bestehende Kunden
Schau dir an, mit welchen Kunden du heute echten Erfolg hast – und warum.
Achte auf Kennzahlen mit Impact: Customer-Lifetime-Value, Projektlaufzeiten, Supportaufwand, Kündigungsquote.
Führe außerdem Marktforschung durch, Kundenumfragen und führe Interviews, um die Perspektive deiner Kunden kennenzulernen. So wird dein ideales Kundenprofil noch tiefer.
Kombiniere qualitative Insights mit harten, quantitativen Daten. Zieh externe Marktpotenziale mit rein, um nicht zu eng zu denken.
Schritt 4: Halte deinen ICP für alle im Unternehmen fest
Halte alle Ergebnisse deiner Analyse fest und dokumentiere sie, sodass alle im Unternehmen Zugriff darauf haben.
Wie du deinen ICP darstellst, ist dir überlassen. Achte jedoch darauf, dass sie selbsterklärend ist. Mitarbeitende, die z.B. nicht an der Analyse beteiligt waren oder neue Kolleginnen und Kollegen müssen deinen ICP ohne große Erklärung verstehen und nutzen können.
Eine Beispiel-Vorlage:
Teile es mit Sales, Produkt und Service. Halte eine kurze Präsentation und erstelle ein Onboarding-Asset.
Stelle klar: Das ist unser Zielkunde – und darum richten wir alles darauf aus.
Schritt 5: Bleib dran
Der Markt ist dynamisch, deine Kunden verändern sich stetig. Genau wie deine Konkurrenz und die Anforderungen an deine Produkte.
Wie so oft im Online-Marketing gilt hier: Dran bleiben und immer wieder optimieren.
Deshalb:
Überprüfe deinen ICP min. 1x im Jahr.
Nutze nach Möglichkeit messbare Daten aus Dashboards oder CRM-Systemen.
ICP-Vorlage zum Download
Halte die wichtigsten Faktoren deines ICPs in einer übersichtlichen Visualisierung fest.
Klicke hier und downloade deine kostenlose Präsentationsvorlage!
Checkliste zur ICP-Erstellung
Ziele
☐ Das Ziel der ICP-Erstellung ist klar (Erstmalige Erstellung, ICP-Optimierung oder Repositionierung).
☐ Die Ausgangslage ist sauber eingeordnet (z. B. Konzept-ICP, datenbasiertes ICP, Relaunch).
Daten sammeln & analysieren
☐ Relevante qualitative Daten wurden erhoben (z. B. CLV, Kundenbindung, Deckungsbeitrag).
☐ Quantitative Marktdaten und interne KPIs sind berücksichtigt.
☐ Die Top-Kunden sind identifiziert und nach Erfolgsfaktoren bewertet.
Ergebnisdokumentation
☐ Firmografische Daten sind dokumentiert.
☐ Business-Faktoren sind ergänzt.
☐ Kritische Events mit Einfluss auf Kaufentscheidungen sind benannt.
Visualisierung im ganzen Unternehmen
☐ Die Kriterien sind tabellarisch und übersichtlich dargestellt.
☐ Eine visuelle Darstellung des Profils erleichtert die interne Nutzung.
☐ Das ICP wurde mit Marketing, Sales, Produkt und Service geteilt.
☐ Eine Präsentation oder ein Onboarding-Asset unterstützt die interne Einführung.
☐ Das Dokument ist zentral abgelegt und jederzeit zugänglich.
Dranbleiben und optimieren
☐ Ein fester Termin zur jährlichen Überprüfung ist eingeplant.
☐ Veränderungen im Markt oder Portfolio fließen zeitnah ins Profil ein.
Deine 3 Key Takeaways zum Ideal Customer Profile (ICP)
Das Ideal Customer Profile (ICP) beschreibt im B2B die wertvollsten Unternehmen für dein Business. Auf dieser Basis erstellst du fokussierte Marketing-Kampagnen mit geringen Streuverlusten und Möglichkeit zu personalisierten Botschaften.
Marketing- und Sales-Strategien sind mit einem ICP stärker fokussiert. Marketing weiß, welche Kriterien besonders relevant für Sales sind, was die Leadqualifizierung erleichtert und die Leadqualität bei der Übergabe an Sales erhöht.
Ideal Customer Profile, Zielgruppen und Buyer Personas sind unterschiedliche Konzepte, die ähnlich aufgebaut sind. ICPs fokussieren sich auf Unternehmen und Firmografie und sind spitzer gefiltert als Zielgruppen.